Montag, 23. März 2020

Ein Gespräch mit Dr. Winterhoff, Bonner Kinderpsychiater und Bestsellerautor


Wir stehen alle vor der gleichen Herausforderung – wie gehen wir mit den bisher so noch nie erlebten Einschränkungen um?
Panik ist nicht notwendig! Panik macht kopflos und damit handlungsunfähig! Ihr habt es in der Hand, wie massiv sich das Virus noch ausbreiten kann – nur mit der Einschränkung Eurer Bewegungsfreiheit! Diese Einschränkung ist natürlich nicht leicht, weswegen wir mit Dr. Winterhoff, Bonner Kinderpsychiater und Bestsellerautor, bekannt auch durch Interviews auf Bayern 3, gesprochen und ihn gefragt, was er uns allen als Rat für diese Zeit geben kann.


Familie:     

  • Sorgt Euch um Eure Familien und macht „Familie“ zum gemeinsamen Erleben kocht mal wieder zusammen und genießt, in einer Zeit der Hetze, euer Familienleben
  • Genießt Eure Kinder – habt Zeit für sie, wie ihr sie oft nicht habt und euch ggf. darüber ärgert – nutzt die Zeit
  • Kinder brauchen in diesen Zeiten eure ganze Zuwendung, sie achten auf Euch und werden von Euren Gefühlen beeinflusst – sie werden keine Angst haben, wenn ihr sie nicht habt!
  • Für Kinder: unbedingt klare Tagesstrukturen schaffen
  • Die Kinder nicht der Unterhaltungselektronik überlassen: das macht aggressiv
  • Erlebt Eure Kinder neu – mit einer Geduld, die in der allgemeinen Hektik des Alltags untergeht.
  • Lest mit ihnen, spielt mit ihnen, unternehmt etwas gemeinsam im Rahmen der Möglichkeiten in der Wohnung

Struktur:


  • Hängt nicht den ganzen Tag im Schlafanzug ab! Auch Äußerlichkeiten gehören mit zu Strukturbildung!
  • Arbeitet Sachen auf, zu denen ihr nie Zeit hattet – jetzt habt ihr sie!
  • Baut aber zeitliche und organisatorische Strukturen auf: Alles muss seine Zeit haben!
  • Definiert „Räume“ in der Wohnung, die dem beruflichen Leben (homeoffice) dienen und grenzt sie von solchen ab, in denen Familienleben stattfindet. Das Wohnzimmer sollte möglichst von Arbeit freigehalten werden.
  • Legt Zeiten fest, in denen ihr arbeitet und nicht gestört werden wollt, gebt aber auch Zeiten vor, in denen ihr für die Familie da seid und der Beruf keinen Platz hat.
  • Bei den Arbeiten ausreichend Pausen einbauen.

                                                                
Informationen:

  • Haltet Euch informiert – viele Extrasendungen halten Euch auf dem Laufenden ABER: schaut und hört nicht jede Sendung zum Thema! Das dauernde Berieseln kann ein falsches Gefühl der Hilflosigkeit vermitteln – außerdem ist der Gehalt neuer Informationen oft überschaubar. Lasst nicht CORONA in jeden Winkel Eures Denkens!
  • Macht Euch klar: viel Steigerung der Einschränkungen ist nicht möglich – und die geltenden Bestimmungen haben ein Ende definiert




Zeit für Sich:

  • Schaut Euch auch entspannende Filme an, hört Musik und genießt Eure Hobbies!
  • Angst und Panik sind schlechte Berater! Sie führen zu Anspannung und Aggressivität. Achtet bei Euch auf die Anzeichen! Brecht ab, was ihr gerade getan habt, legt eine Pause ein, geht ans Fenster, schaut in die Ferne, lasst die Gedanken schweifen, sorgt für Ruhe!
  • Achtet auf Bewegung!


Also: Sehen wir nicht den Zwang, sondern die Chance uns auf Dinge zu besinnen, die wir schon verloren glaubten: Nachbarschaftshilfe, Demut vor dem Leben und unseren gewohnten Umständen.


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